Nach 70 Jahren wieder zum Apostelgrab nach Trier

(entnommen aus dem Pfarrbrief Dezember 2003)

2003 (c) SMB Glehn
2003
Datum:
Mo. 15. Dez. 2003
Von:
Franz Münch

Am 12. Oktober machten sich 17 PilgerInnen auf den Weg nach Trier. Mit ihrer Pilgerreise knüpften sie an eine sehr alte und vor 70 Jahren unterbrochene Glehner Tradition an. Alte GlehnerInnen können sich noch an diese St. Matthias-Bruderschaft (SMB) erinnern. So weiß Herr Theo Erkes von einer Reliquie des hl. Apostels in unserer Pfarrei zu berichten, vor dessen Schrein er als Messdiener am Festtag des hl. Matthias zwei Kerzen zu entzünden hatte. Diese Reliquie sei der Glehner Gemeinde geschenkt worden, als Johannes Wilhelm Drillges zum 50. Mal von Glehn nach Trier gepilgert sei. Leider ist uns über ihren Verbleib nichts bekannt. Johannes Wilhelm Drillges stand der SMB lange Zeit als Brudermeister vor. Er verstarb 80-jährig 1902. Sein Nachfolger und letzter Brudermeister war Jakob Drillges, der unserer SMB bis zu seinem Tod 1939 die Treue hielt.

Im Wissen um die alte Tradition trafen sich die Pilger zu einem festlichen Gottesdienst. Nach dem Abschlusssegen durch Pastor Michael Tewes wurden sie von der anwesenden Gemeinde feierlich verabschiedet.

Thomas Greven, assistiert von Thomas Scheufeld, führte die Pilgerschar als 1. Brudermeister bei strahlendem Sonnenschein, vorbei an der Dycker Mühle, Richtung Süden nach Trier. Sein Brudermeisterstab ist eine Stiftung an die Bruderschaft und wurde von Johannes Herten / Pesch, dem alten Stab künstlerisch nachempfunden. Er trägt wie dieser die Erkennungszeichen des hl. Pankratius und des hl. Matthias.

Die ersten beiden Tage, die uns über Bedburg nach Disternich bei Zülpich führten, stellten für alle PilgerInnen keine nennenswerte Hürde dar. In Disternich, wie später auch in Binsfeld, wurden wir von unseren Gastfamilien herzlich begrüßt und bewirtet. Die Gastfreundschaft war noch lange Gesprächsthema auf unserem weiteren Weg nach Trier. Am Morgen des dritten Tages hieß es dann aber: Um 5:00 Uhr aufstehen, packen und frühstücken, so dass wir um 06:00 Uhr, noch in der Dunkelheit und beim Schein der Taschenlampen aufbrechen konnten. Das sollte für die nächsten Tage die Regel bleiben. Am Nachmittag des dritten Tags wurden wir im Kloster Steinfeld von Patern Winfried, ehemals Pastor in St. Pius / Neuss, empfangen. Mit ihm feierten wir in der Klosterkapelle die hl. Messe. Nach einer kleinen Stärkung und anschließender Führung durch die Klosterkirche, ging es weiter nach Marmagen, unserem Tagesziel entgegen. Um am darauf folgenden Morgen die lange und gefahrvolle Straße von Marmagen nach Schmidtheim zu umgehen, hatte Franz Münch in der Vorbereitungsphase, mit Unterstützung einheimischer Waldarbeiter, einen schönen Waldweg ausgekundschaftet. Die Durchquerung der Wälder in der Morgendämmerung hatte ihren eigenen Reiz und war für uns alle ein Erlebnis.

Die Tage waren ausgefüllt mit Meditationen, Gebeten, Singen und Lachen. Natürlich wurde auch viel erzählt – und mindestens einmal „bogen sich die Balken!“

So erfuhren wir zu unserer aller Überraschung, dass Steinforth schon vor 50.000 Jahren durch Vorfahren aus dem Neandertal begründet worden sei. Diese hatten, so war zu hören, auf dem Liedberg Sandsteine gebrochen, die ihnen auf dem Heimweg während einer Schlafpause entwendet worden waren. Nach ihrem Erwachen stellten sie in ihrer Ursprache fest: „Stein-fort“! Auf der Suche nach ihren Steinen fanden sie diese zu Häusern aufgestapelt und nannten den Ort „Stein-Haus“, woraus sich im Laufe der Zeit der Ortsname „Steinhausen“ entwickelt haben soll. Hieraus könne jedoch nur gefolgert werden, dass Steinforth vor Steinhausen bekannt geworden sei. Über die Ureinwohner vonSteinhausen und dessen Nachkommen lassen sich daraus jedoch keine negativen Schlüsse ziehen! J

 Da sich bei unserer Pilgergruppe sechs Neupilger befanden, stand die bei allen SMB’s traditionelle „Pilgertaufe“ auf dem Programm. Den Organisatoren war nur noch nicht klar, wo diese durchgeführt werden konnte. Es fügte sich, dass Willibert Reck, der eines unserer Begleitfahrzeuge fuhr, vor Meisburg an einer malerisch gelegenen Wiese einen Bachlauf fand, der sich für unser Vorhaben geradezu anbot. Hier erhielten alle Neupilger von unserem „Zeremonienmeister“ Theo Esser eine würdevolle Pilgertaufe. Nur die „Stärkungstaufe“ für unseren Wegkundigen hatte, zumindest für diesen Tag, eine kontraproduktive Wirkung: Unmittelbar nach der Taufe verloren wir unseren Pilgerweg aus den Augen und kamen mit 40-minütiger Verspätung sowohl zum Mittagessen, als auch am Abend bei unseren Gastfamilien in Binsfeld an.

Damit stand auch schon der letzte Pilgertag vor uns. Waren die vergangenen Tage von schönen Waldwegen gekennzeichnet und vom Sonnenschein begleitet, sollte uns dieser Tag noch einmal die ganze Schönheit der von Gott geschenkten Natur zeigen! Im Dunkeln aufgebrochen, wanderten wir tagsüber durch sonnendurchflutete Wälder unserem Ziel entgegen. Auf dem Zoonenberg, einer Anhöhe kurz vor Trier, durfte jeder, der wollte, dem „kleinen Matthias“ eine Bitte vortragen oder eine „bedrückende Last“ von sich werfen. So, von allen Beschwernissen befreit, erreichten wir planmäßig um 17:30 Uhr glücklich unser Ziel und wurden vom Pilgerpater Hubert Wachendorf, begleitet von Mattheiser Glockengeläut, empfangen. Zu unserer Überraschung hatten sich auch Verwandte und Bekannte aus der Heimat eingefunden, die sich mit uns freuten.

Zurück in Glehn empfing uns eine große Messdienerschar und geleitete uns zur Pfarrkirche, wo wir von Angehörigen und Kirchenbesuchern herzlich begrüßt wurden. In dem folgenden Gottesdienst, der vom Stadtjugendseelsorger, Friedhelm Kronenberg zelebriert und vom Kirchenchor mitgestaltet wurde, überreichte der Brudermeister den am kommenden Tag nach Rom pilgernden Messdienern zum Zeichen der Verbundenheit eine Kerze, die während unseres Auszugsgottesdienstes in der Krypta der Mattheiser Kirche entzündet worden war und wünschte ihnen eine schöne Reise nach Rom sowie eine gute Heimkehr!

An dieser Stelle sei allen SMB’s, die uns mit Rat und Tat unterstützt haben, herzlich gedankt! Ganz besonders danken wir den SMB’s aus Korschenbroich, vertreten durch Hans Scheufeld, Kleinenbroich, Büttgen, Kall und Mondorf. Sie alle Haben großen Anteil am Gelingen unserer Wallfahrt.